Stereographic Switzerland
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Stereographic Switzerland
Jarryd Lowder (Hg.)
Die Schweiz in stereofotografischen Bildern – «Virtual Reality» des 19. Jahrhunderts
In den Salons und Wohnstuben muss die um 1850 entwickelte Stereofotografie immenses Interesse geweckt haben, erlaubte sie doch, ferne Orte dreidimensional zu entdecken. Das von Jarryd Lowder herausgegebene Buch «Stereographic Switzerland» (Christoph Merian Verlag) stellt diese faszinierende Technik des 19. Jahrhunderts mit etwa 200 Aufnahmen aus der Schweiz vor. Die bisher noch nie gezeigten Bilddokumente stammen aus der Sammlung des Schweizamerikaners Donald Tritt und sind heute Teil des Schweizerischen Nationalmuseums. Historisch informativ – trotz der oft zeittypisch arrangierten Motive – verströmen die zum Teil kolorierten Bilder einen nostalgischen Charme und lassen zurückblicken in eine Schweiz, die es so längst nicht mehr gibt.
Mächtige Gletscher, imposante Bergpanoramen, bäuerliche Szenen und mondäne Orte der Schweiz fanden ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Stereofotografie ihren Weg rund um den Globus. Von internationalen Verlagen gedruckt, trugen sie dazu bei, das Image der Schweiz als pittoreskes Sehnsuchtsziel mit aufzubauen. Die dreidimensional erfahrbare Stereografie boomte vor allem im angloamerikanischen Raum so sehr, dass der Begriff «Stereomanie» bereits damals kursierte. Am beliebtesten waren touristische Ansichten von Landschaften, Städten und der lokalen Bevölkerung. Kaum verwunderlich in einer Zeit, in der nur Privilegierte fremde Länder erkunden konnten und die virtuellen Reisen zumindest die Illusion erlaubten, selbst auf Reisen zu gehen. So diente die Stereografie sowohl als Ersatz wie auch als Anreiz und Werbung für das physische Reisen. Neben dem Unterhaltungswert beanspruchte die Technik zudem einen bildenden Auftrag.
Die beeindruckenden Fotografien werden von Autoren Jarryd Lowder und Aaron Estermann mit umfassenden Hintergrundinformationen zur stereoskopischen Industrie in Europa und Amerika ergänzt. In einzelnen Kapiteln erklären sie die technischen Verfahren und Varianten sowie die Methode der Handkolorierung und der Lithografie. Auch der Restaurierung der Fotos und dem schweizamerikanischen Stereofografie-Sammler Donald Tritt sind eigene Beiträge gewidmet.
Das innovativ gestaltete Buch ermöglicht mit der beigelegten Stereobrille einen plastischen Blick in die Vergangenheit. Vor allem aber zeigt es einzigartige Momentaufnahmen einer längst versunkenen Schweiz.
Ausstellung «Stereomania» im Landesmuseum Zürich:
23. Juli bis 17. Oktober 2021
Jarryd Lowder (Hg.)
Stereographic Switzerland
184 Seiten, 164 farbige Abbildungen, gebunden, 22,5 x 28 cm
© 2021 Christoph Merian Verlag
CHF 59.– / EUR 58,–
ISBN 978-3-85616-960-2
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