Adji Dieye - Aphasia
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Adji Dieye - Aphasia
Fotomuseum Winterthur (Hg.)
Aphasia - Fotografie im Kontext von Postkolonialismus und Identitätssuche
Wie repräsentativ sind Vergangenheitsnarrative auf der Basis kolonialer Archive? Kann ein ehemals kolonisiertes Land seine Identität wiederfinden, wenn die Sprache der Fremdherrschaft bis heute wirkt? Kritisch setzt sich die intermediale Arbeit «Aphasia» der italienisch-senegalesischen Künstlerin Adji Dieye mit diesen Fragen auseinander. Die gleichnamige Publikation (Christoph Merian Verlag) stellt das Werk vor, für das Dieye auf fotografische, filmische, archivalische und performative Mittel zurückgriff. Künstlerisch bezieht sie sich auf den Prozess der Dekolonisierung des Senegal und den aktuellen postkolonialen Diskurs.
In leuchtendem Orange-Rot performt die Künstlerin in der ausufernden Stadtlandschaft Dakars, auf verlassen wirkenden Baustellen und vor Hochhaus-Gerippen, zwischen Unfertigem und Gewachsenem. Die im Buch abgebildeten Fotografien und Videostills sind das Ergebnis ihrer mehrmonatigen Recherche im senegalesischen Nationalarchiv. Die afrodiasporische Perspektive der Künstlerin erlaubt ihr Nähe und Distanz und ist zugleich auch biografische Arbeit an ihrem Herkunftsort, dem Senegal.
Mit dem Titel Aphasia (altgriechisch für Sprachlosigkeit) verweist Dieye auf den kolonialen Akt der Sprachzerstörung durch das Verbot der einheimischen Sprachen, auf den Verlust der Wörter als ureigene kulturelle Ausdrucksmöglichkeit. Kann die koloniale Prägung trotz der bis heute dominierenden französischen Sprache überhaupt verblassen? Provokativ transportiert ihre polyphone Videoinstallation, wie stark die Gegenwart von den Strukturen der fast 300-jährigen französischen Fremdherrschaft durchsetzt ist – beispielsweise auch in Form der heute zu beobachtenden innerstädtischen Vertreibung indigener Gemeinschaften.
Katrin Bauer, Olamiju Fajemisin, Frida Robles und Nadine Wietlisbach beschäftigen sich in ihren Textbeiträgen mit der künstlerischen Arbeit und fototheoretischen Praxis Dieyes.
Aphasia eröffnet die neue biennale Reihe Photographic Encounters, die das Fotomuseum Winterthur und der Christoph Merian Verlag gemeinsam realisieren.
Ausstellung im Fotomuseum Winterthur vom 25. Februar bis zum 29. Mai 2023
Über die Künstlerin:
Adji Dieye (*1991) wuchs in Mailand auf und lebt derzeit in Dakar (Senegal), Mailand und Zürich. Sie studierte Neue Kunsttechnologien in Mailand und schloss ihren Master in Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste ab. 2021 wurde sie mit dem C/O Berlin Talent Award ausgezeichnet.
Fotomuseum Winterthur (Hg.)
Adji Dieye - Aphasia
96 Seiten, 53 farbige Abbildungen gebunden, mit Schutzumschlag
21 x 26,5 cm, Deutsch/Englisch
© 2023 Christoph Merian Verlag
CHF 29.– / EUR 28,–
ISBN 978-3-85616-986-2
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